
Alexander von Humboldt (1769–1859)
Kluger Kopf in Potsdam
Die Straße, die an der Südseite des Landtagsgebäudes auf den Alten Markt zuläuft, heißt Humboldtstraße. Damit wird an den Aufenthalt eines der bedeutendsten Wissenschaftler in Potsdam erinnert, an Alexander von Humboldt. Der Mann, der auf mehreren Expeditionen fast ganz Amerika bereist und anschließend rund zwanzig Jahre lang vor allem in Paris die Fülle seiner Entdeckungen aufbereitet hatte, bekleidete seit 1827 nur noch eine Aufgabe: die königlichen Familien von Friedrich Wilhelm III. und dessen Nachfolger nach dem Abendessen zu unterhalten. Humboldt, der über seine Reisen ein 30-bändiges Werk schrieb, der in den USA persönlicher Gast von Präsident Thomas Jefferson war und in enger Verbindung zu Simon Bolivar stand, der als weltweit bekanntesten Preuße galt, fand sich nun in die höfische Routine einer wenig geistvollen Hofgesellschaft eingebunden. Er wurde zum „Wirklichen Geheimen Rat“ ernannt und war fortan mit „Exzellenz“ anzureden.
Die Lage besserte sich, als Humboldt als Gast des Kronprinzen die Sommermonate im Schloss Charlottenhof zubringen konnte. Ihm standen Räume in den Neuen Kammern neben dem Schloss Sanssouci und in den Römischen Bädern zur Verfügung. Unterhaltsam war Humboldt für jeden, der zuhören konnte. Goethe schrieb nach einer Begegnung mit ihm: „Man könnte in 8 Tagen nicht aus Büchern herauslesen, was er in einer Stunde vorträgt.“ Vielleicht als Erholung von den höfischen Abenden hielt Humboldt in der Berliner Singakademie öffentliche, kostenlos zugängliche Vorträge. Hunderte Zuhörer strömten zu diesen Ereignissen. Experten zählen zu den Wissenschaftsbereichen, zu denen Humboldt Wesentliches beigetragen hat, Altertumswissenschaft, Botanik, Geologie, Geschichtswissenschaft, Mathematik, Philologie, Astronomie und Zoologie. Dadurch wirkte er stark auf die nachfolgende Wissenschaftlergeneration, zu der unter anderen Charles Darwin gehörte. Seine Kollegen benannten 900 Pflanzen, Tiere, Berge, Flüsse und Gletscher nach Alexander von Humboldt.
Seit 1834 arbeitete Humboldt an seinem Hauptwerk, das er „Kosmos“ nannte. Mit eigenen Worten charakterisierte er dieses Werk so: „Ich habe den tollen Einfall, die ganze materielle Welt, alles, was wir heute von den Erscheinungen der Himmelsräume und des Erdenlebens, … alles in einem Werke darzustellen, und in einem Werke, das zugleich in lebendiger Sprache anregt und das Gemüt ergötzt.“ 1849 wurde Humboldt Ehrenbürger der Stadt Potsdam.