
Clara Hoffbauer (1830–1909)
Ein caritatives Werk bis heute - Die Hoffbauer-Stiftung
Wenn Friedrich der Große von seinem Schloss Sanssouci aus auf die Havellandschaft schaute, sah er auf der anderen Seite des Wassers die Halbinsel Tornow. Er selbst erteilte dem „Hofjuden“ Elias Daniel Itzig die Erlaubnis, an der schmalsten Stelle einen Kanal zu graben, um mit seinen Holzkähnen schneller den Stadtkanal zu erreichen. So wurde aus der Halbinsel die Insel Tornow, und der Kanal heißt heute noch „Judengraben“. Ein beachtlicher Teil der Insel wird von den Gebäuden der Hoffbauer-Stiftung eingenommen. Auch wenn die Insel seit 1901 nach Hermann Hoffbauer Herrmannswerder benannt ist, war die Gründerin der Stiftung seine Frau: Clara Hoffbauer. Er war ein außerordentlich erfolgreicher Teppichfabrikant in Berlin, der es rasch zu einem ansehnlichen Vermögen brachte.
Mitte der 1860er Jahre kamen sie nach Potsdam und erwarben zahlreiche Grundstücke. 1870 kaufte das Ehepaar die Potsdamer Villa „Havelhaus“ in der heutigen Hoffbauerstraße. Die Villa wurde ein Ort der Begegnung unter anderem mit dem Schriftsteller Theodor Fontane und dem Arzt Ernst von Bergmann. Zu den Erwerbungen gehörte nach dem Tod des Ehemanns im Jahr 1884 auch das Gut Tornow, das durch eine 1,2 Kilometer lange Mauer eingegrenzt wurde. 1894 kam das gotische Eingangstor mit dem Wärterhäuschen hinzu, das heute noch die Einfahrt zum Stiftungsgelände markiert.
Seit 1891 wurde auf der Insel gebaut, 1901 erfolgte die offiziellen Gründung der „Hoffbauer-Stiftung“. Ihr überschrieb Clara Hoffbauer das gesamte Barvermögen und ihren Grundbesitz. Sie wollte vorrangig eine anspruchsvolle, evangelisch geprägte Bildungsstätte für junge Frauen schaffen. Mit dem danach errichteten Krankenhaus prägte sie Hermannswerder als herausragenden Ort praktizierter sozialer Verantwortung und Nächstenliebe.
Sie errichtete ein Krankenhaus, ein Altenpflegeheim, das Evangelische Gymnasium Hermannswerder und ein Freizeit- und Wohnheim für körperlich behinderte Erwachsene. Die Hoffbauer-Stiftung wurde 1902 eine eigenständige Kirchengemeinde. Auf dem Gelände befanden sich schließlich 20 Gebäude, unter anderem eine Schule, sechs Waisenhäuser und ein Krankenund Isolierhaus. Seit 1911 gehört eine Kirche nach gotischem Vorbild dazu und bis 1951 auch ein eigener Friedhof. Am 28. Februar 1909 verstarb Clara Hoffbauer.
In der Eigendarstellung der Stiftung heißt es: „Die Hoffbauer-Stiftung ist nach wie vor dem Gründergedanken verpflichtet. Sie konzentriert sich auf die Unterstützung evangelischer Bildungseinrichtungen, wobei die Einrichtungen der gemeinnützigen Hoffbauer GmbH im Mittelpunkt stehen.“